Beitrag aktualisiert: April 2023

Nach einer käfergeplagten Nacht (siehe auch:Tsenhker heisse Quellen und Käferplage in Karakorum) klingelte um 6.00 Uhr schon wieder unser Wecker. Heute würden wir uns auf den Weg machen zur Wüste Gobi. Unterwegs haben wir eine Nomadenfamilie besucht. Ich fand den Besuch ziemlich deprimierend. Es ist wirklich ein hartes Leben da draussen und hat mit den Freuden des ‘in der Natur sein’ wenig zu tun für mich. Das Ehepaar hat es aber geschafft das beide Kinder studieren konnten und für sich ein anderes Leben wählen konnten. Wir wurden auch eingeladen auf Airag (vergorene Stutenmilch). Die Schale geht rum und man sollte wenigstens so tun als ob man was davon trinkt, aus Höflichkeit. Ich fand den Geschmack gar nicht so unangenehm, es schmeckt ein bisschen säuerlich wie Kefir. 

Als wir weiterfuhren änderte sich die Landschaft immer mehr und wurde flacher und karger. Ich weiß nicht ob es an dem Airag lag oder irgendwas anderem, aber ich fühlte mich nicht so wohl. Deswegen habe ich beim Mittagessen auch nichts gegessen. Es gab wieder Picknick, und soweit man sehen konnte nur Grasfläche in allen Richtungen. Und viel Wind…

Es war ein langer Weg, aber nicht so anstrengend wie nach Tsetserleg. Gegen 16.00 Uhr waren wir dann im neuen Camp: Secret of Ongi. Sehr schön und neu, sowohl die Jurten als auch das Restaurantgebäude und Sanitäranlagen. Die Jurten waren ein bisschen anders als sonst mit Oberlichtfenster und eine Steckdose gab es auch in der Jurte. Das ist zwar öfter der Fall, aber es gibt nicht immer Strom (oft nur bestimmte Zeiten), hier schon. Die Jurte war sehr bequem, erst recht nach unserer kurzen Nacht in Karakorum. Obwohl es wirklich sehr schöne Duschen gab…hatte ich natürlich wieder kaltes Wasser 🙁 

Kloster Ongi

Im Camp gibt es auch einiges an Programm, leider waren wir nicht lange genug da… Aber man kann Bogenschiessen, lernen wie man eine Jurte aufbaut usw. Eine kleine Autowerkstatt (zur Selbstreparatur glaube ich) gab es auch. Nach dem Abendessen sind wir dann zum Kloster Ongi gelaufen, nicht weit vom Camp. Einst war das Kloster so groß das es 1000 Mönche beherbergen konnte, als die Russen kamen wurde alles zerstört und viele Mönche umgebracht. Jetzt sind nur noch reste vom alten Kloster da. Sie sind zwar dabei wieder was aufzubauen, aber es sind im Moment nur ein paar Mönche die da leben. Es ist sehr still und einsam da. Eine beeindruckende Atmosphäre, man kann sich gar nicht vorstellen dass so viele Menschen da gelebt haben. 

Reste vom Kloster Ongi
Eine Jurte beim Sonnenuntergang

Als wir zurück waren im Camp haben wir noch ein Glas Wein getrunken im Restaurant. Da die Dame nicht wirklich wusste wie man eine Weinflasche öffnet mussten wir das selber machen. Aber dafür bekamen wir einen gut trinkbaren Merlot… Und im Anschluss eine Käferfreie Nacht….großartig…

Rally in der Wüste Gobi

Am nächsten Morgen hatte ich dann Glück beim Duschen: Endlich warmes Wasser, und guter Wasserdruck. Luxus! Aber leider machten wir uns schon wieder auf dem Weg zum nächsten Camp in der Wüste Gobi. Nicht lange nachdem wir unser Camp verlassen hatten sahen wir viele Motorräder und eine Startlinie. Das war eine Rally…sie hatten noch 300km vor sich… Ich fand das im Bus schon anstrengend, aber mit dem Motorrad ist es das erst recht… Eigentlich wollten wir warten bis sie losgefahren sind. Aber das dauerte so lange das wir dann vorbeigefahren sind und unsere beide Fahrer noch einen kleinen Wettkampf machten wer am schnellsten ist. Keine Ahnung ob überhaupt jemand gewonnen hat, aber es hat Spaß gemacht, und man wirbelt eine ganze Menge Staub auf wenn man Gas gibt 🙂

Die Flammende Klippen von Bayanzag 

Als wir im Camp ankamen waren es schon sehr heiss. Es gab erstmal Mittagessen und obwohl das Restaurant Klimaanlage hatte war es trotzdem 30C. Deswegen haben wir uns nach dem Essen ein bisschen hingelegt und im Schatten gelesen. Zu viel mehr waren wir auch nicht in der Lage. Nach dem Abendessen, als es nicht mehr ganz so heiß war, sind wir nach Bayanzag gefahren. Es ist bekannt geworden weil da 1920 Dinosaurier Eier gefunden wurden, bis dahin wusste man nicht mal so genau ob Dinosaurier Eier legen. Die Eier kann man sich da nicht angucken, aber dafür ein wunderschönes Farbspiel von den Felsen (auch ‘Flaming Cliffs’ genannt). Wenn die Sonne untergeht sind sie tatsächlich flammend rot und orange. Wenn man da ein bisschen spazieren gehen möchte sollte man vernünftiges Schuhwerk tragen weil es teilweise recht steil ist. 

Saxaul Wald und Sternenhimmel in der Wüste Gobi

Danach sind wir noch weitergefahren zum Saxaul Wald. Das war optisch weniger beeindruckend als ich erwartet habe. Es waren zwar mehrere Bäumchen aber ein Wald war es für mich nicht wirklich. Auch die Bäume an sich waren ziemlich klein. Trotzdem gilt da Klein aber Oho… Dieses kleine Bäumchen kann eine Menge Wasser speichern, was in diesen Gegenden überlebenswichtig sein kann. Außerdem hat das Holz einen sehr hohen Brennstoffwert. Was gleichzeitig auch ein Problem darstellt, da es oft schneller abgeholzt wird als es nachwachsen kann. Gerade in Wüstengegenden ist es wichtig Saxaul Wäldchen zu haben da sie nicht nur Wasser speichern, sondern auch den Boden festhalten und mit Nährstoffen versorgen.

Saxaulwald in der Mongolei

Zurück im Camp haben wir mit den anderen von der Reisegruppe noch einen Wodka Tonic getrunken draußen. Mittlerweile war es auch ganz dunkel geworden und wir konnten den unfassbaren Sternenhimmel bewundern. So habe ich die Sterne noch nie gesehen… Nachts haben wir unsere Jurten Tür einfach auf gelassen, es war sonst nicht auszuhalten drin…

Kamele, tatsächlich Wüstenschiffe…

Offiziell waren wir schon länger drin, aber für uns gilt natürlich nur der große Sandkasten als Wüste Gobi. Heute würden wir endlich zu den Sanddünen, Khongoryn Els (singende Sanddüne) fahren. Es war unterwegs schon sehr warm, aber wir waren schon gegen 13.00 Uhr im Gobi Discovery Camp. Ein schönes Camp mit ein angenehmes Restaurant und sogar einen Shop wo man schöne handgemachte Sachen aus Wolle und Filz kaufen konnte. 

Quarkspeisen werden auf dem Dach getrocknet in der Mongolei
Auf dem Dach wird Aaruul getrocknet

Nach dem Mittagessen fuhren wir zur nächsten Nomadenfamilie. Diesmal hatte die Familie eine Kamelherde. Ich bin nicht so ein Fan von solchen Begegnungen, ich fühle mich eher wie ein Eindrinling/Zuschauer als das ich wirklich in Kontakt trete mit der Bevölkerung. Deswegen blieb ich draußen und hatte Zeit in Ruhe die Umgebung zu fotografieren. 

Die Kamele waren kleiner als ich erwartet habe. Sie haben genau so hübsche lange Wimpern wie Kühe. Auch die ganz Kleinen fand ich sehr hübsch. Da ich noch nie einen Kamelritt mitgemacht hatte war ich sehr neugierig wie sich das anfühlen würde. Das aufsteigen war schon nicht so leicht, und man sollte sich wirklich gut festhalten wenn das Kamel aufsteht…aber dann…ist es doch höher als wenn man daneben steht… Auch hier waren wir beim Ausritt mit mehreren Kamele aneinander gebunden.

Kamelenherde wird zusammengetrieben von einem Mann auf Motorrad in der Wüste Gobi
Der moderne Hirte
Kamele werden aufgesattelt von Kinder in der Mongolei

Die Bewegung an sich fand ich sehr viel bequemer als ich erwartet habe. Ich hätte gedacht es schaukelt sehr und ist unbequem. Aber ich fand es sehr angenehm und würde gerne mal so richtig reiten… Wir sind fast nur Schritt gegangen und weil mein Kamel die größte Aussenkurve laufen musste sind wir ganz kurz getrabt um aufzuholen. Ich würde gerne mal spüren wenn man mit dem Kamel mal so richtig Tempo machen kann. Wir sind leider mit dem Ausritt nicht wirklich zu den Dünen gekommen, das wäre auch zu weit für so einen kurzen Ausritt. Es war trotzdem sehr schön das ganze aus einer andere Perspektive zu sehen. 

Frau auf Kamel in der Mongolei

‘Die Geschichte vom weinenden Kamel’ 


Als wir schon wieder zuhause waren haben wir uns irgendwann den Film ‘Die Geschichte vom weinenden Kamel’ angeguckt, wirklich ein wunderschöner Film. Was mir am besten gefallen hat ist das man sich wirklich sehr viel Zeit lässt die Geschichte zu erzählen. Genau das ist für mich auch Mongolei: Nicht nur viel Platz, sondern auch sehr viel Zeit und Ruhe. Man bekommt ein anderes Zeitempfinden wenn man den Film anguckt, genauso wie wenn man in der Mongolei unterwegs ist.

Flasche und Glas mit mongolisches Bier, goldfarbenes Etikett

Nachdem wir zurück waren im Camp haben wir uns auf der Veranda ein mongolisches Bier geteilt, hat gut geschmeckt… Als wir zum Abendessen kamen war es schon wesentlich kühler, das war sehr angenehm. Und während sich ein großartiger Sonnenuntergang entfaltete sind wir noch ein bisschen in der Nähe vom Camp spazieren gegangen. Diese Farben! Wirklich Wahnsinn…

Sonnenuntergang Wüste Gobi im Vordergrund ein Geländewagen der Staub aufwirbelt

Zurück zum Anfang der Reise: Fifty shades of green: erste Begegnung mit der Mongolei

Oder weiter: Von Khongoryn Els und der Geierschlucht bis zum Kehlkopfgesang im ‚Tumen Ekh‘

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