Naturnahes Gelderland: Geheimtipp Rivierenland

Wo liegt Gelderland?

Gelderland liegt mehr oder weniger in genau in der Mitte von den Niederlanden und ist die größte Provinz mit der Hauptstadt Arnhem.

Gelderland ist aufgeteilt in 4 Regionen:

• Achterhoek: der östlichste Teil, an der Grenze zu Deutschland. Diese Region kenne ich recht gut da es direkt an meine Heimatregion grenzt. Dazu aber ein andermal mehr…

• Städteregion Arnhem/Nijmegen: Zwischen den beiden Regionen liegen die Städte Arnhem und Nijmegen. Zur Region gehört auch das kleine, aber sehr charmante Städtchen Doesburg. Arnhem und Nijmegen sind für ein Kurztrip sehr geeignet und auch das Umland ist einen Besuch wert.

• Veluwe: Veluwe ist die nördlichste Region in Gelderland und besteht hauptsächlich aus dem Nationalpark ‘De hoge Veluwe’, einem riesigen Wald- und Heidegebiet. Apeldoorn ist der nächste größere Stadt und bietet nicht nur eine sehenswerte Innenstadt, sondern auch direkt nebenan ‘Paleis het Loo’. Früher Königsschloss, jetzt ein Museum mit wunderschönem Barockgarten. 

• Rivierenland: Das ‘Land der Flüsse’ befindet das sich mittig zwischen Rotterdam, Nijmegen, Utrecht und ‘s Hertogenbosch. Große Flüsse wie Maas, Waal oder Niederrhein fliessen durch oder am Rande vom Rivierenland, aber auch kleinere Flüsse wie die Linge schlängeln sich durch die Landschaft. 

Wir haben uns für Rivierenland entschieden da das für uns eine völlig unbekannte Gegend war und es sehr mittig liegt in Holland. Geplant waren Ausflüge nach Tilburg, Utrecht, oder Rotterdam. Dazu sind wir aber gar nicht gekommen weil es im Rivierenland selber genug zu erleben gab. 

Auf jeden Fall ist im Rivierenland für Wasserliebhaber eine Menge zu erleben: Wasserskifahren, angeln, schwimmen… Für alle andern gibt es schnuckelige Städtchen am Wasser, liebliche Wander-, oder Fahrradrouten, und vor allem viel Ruhe und Entspannung. 

Obstblüte in der Betuwe

Wir hatten uns eine Ferienwohnung in der Betuwe-Region ausgesucht. Diese Region in Gelderland ist in Holland sehr bekannt wegen des Obstanbaus. Im Frühling ist es bestimmt wunderschön wenn die ganzen Obstbäume blühen…wir waren aber im Sommer da, was einen anderen Vorteil hat: Man kann die Kirschen schon essen! Es werden hauptsächlich Äpfel, Birnen, Kirschen, und Pflaumen angebaut. 

Die Blütezeit ist natürlich immer ein bisschen Wetterabhängig, aber so kann man schon eine grobe Einschätzung machen wann man hinfahren könnte wenn man die Blütezeit nicht verpassen möchte. Wenn man es genau wissen möchte kann man diese App runterladen: Bloesemalert-App

Als Kind liebte ich  ‘Flipje Tiel’, eigentlich eine Werbefigur für eine Marmeladenfabrik. Diese Marmeladenfabrik ‘De Betuwe’ heißt mittlerweile ‘Hero’ und ist in Holland noch immer eine sehr bekannte Marmeladen Marke. Es gab von ‘Flipje Tiel’ Bücher und andere Werbeartikel mit dem niedlichen Himbeer Männchen drauf. Mein Flipje Tiel Buch habe ich immer noch…
Heutzutage gibt es ein Regionalmuseum in Tiel wo ein Teil der Sammlung ‘Flipje Tiel’ gewidmet ist. Leider haben wir es nicht bis dahin geschafft diesmal…

Anreise und Transport vor Ort

Die Anreise ist am einfachsten mit dem Auto. Auch mit dem Zug gibt es wenige Probleme erstmal in die Region zu gelangen. Allerdings ist es vor Ort schon sinnvoll ein Auto zu Verfügung zu haben. Anbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind zwischen größeren Städten wie Utrecht, ‘s Hertogenbosch, Rotterdam usw. kein Thema, aber wenn man auch die kleineren Städtchen besuchen möchte wird es mit dem Bus schwierig. Sie fahren nicht oft, und am Wochenende teilweise gar nicht. 

Schloss Doorwerth

Da wir bei unserer Anreise mit dem Auto eh an Schloss Doorwerth vorbeifuhren, haben wir da Mittagspause gemacht. Es war trotz Corona recht voll (was aber auch damit zu tun haben könnte das an dem Tag eine Hochzeitsfeier stattfand), aber der kleine Umweg hat sich gelohnt. Das Schloss ist sehr hübsch mit vielen kleinen Türmchen und man kann es auch besichtigen. Dazu hatten wir aber nicht die Zeit weil wir auf dem Weg zu unserer Ferienwohnung waren. Wir haben trotzdem schön unsere Mittagspause auf der Terrasse beim Schloss verbracht und uns das Hochzeitsgeschehen angeguckt. Das Schloss liegt nord-westlich von Arnheim, in der Nähe der A50 und N225. Wenn man also in der Nähe ist: es lohnt sich.

Welche Reisezeit für Gelderland?

Der Herbst hat bestimmt auch seinen Reiz, gerade auch in der nördliche und östliche Ecke von Gelderland, aber die beste Reisezeit für das Rivierenland und Betuwe ist sicherlich der Frühling wenn die Obstbäume blühen. In der Zeit ist natürlich auch viel los, es kommen viele Tagestouristen die mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Auto die Gegend erkunden wollen. Trotzdem würde ich gerne mal während der Blütezeit hin.
Der Sommer hat natürlich auch seine schöne Seiten, da das Wetter womöglich etwas stabiler und wärmer ist. Was gerade auch für Aktivitäten auf und am Wasser angenehm ist., ebenso wie bei Fahrrad-, und Wandertouren.  Außerdem kann man im Sommer überall am Wegesrand die herrlichen Früchte kaufen die gerade reif sind… 

Es mag auch an Corona gelegen haben, aber ich fand es nicht so überlaufen wie an der Nordsee in der Ferienzeit manchmal. 

Übernachten in Gelderland

In dieser Gegend gibt es viel Auswahl an Hotels, Pensions, B&B’s usw. Im Schnitt sind sie eher ein bisschen kleiner, größere Hotels und Ketten findet man hauptsächlich in den größeren Städten wie Utrecht.  

Wir wollten diesmal gerne eine Ferienwohnung damit wir etwas mehr Platz haben. Bei der Suche waren wir gar nicht so festgelegt was die Gegend betrifft. 

Hauptsache: 

• ein schönes Ferienhaus wo man notfalls auch gerne den ganzen Tag verbringen kann falls man wegen Corona nichts unternehmen kann (wir haben Januar 2021 für den Sommer gebucht…da konnte man noch nicht wirklich abschätzen was geht…)
• eine Gegend wo es sowohl Stadt als Natur gibt.
• eine Gegend wo wir noch nicht waren.
• Eine FeWo mit Garten oder Terrasse zum entspannen.

Unsere Ferienhaussuche haben wir dann auf naturhaeuschen.de beschränkt. Ich hatte da noch nie gebucht aber das Konzept fand ich sehr ansprechend, und das Angebot ausgedehnt und gut.  

Naturhaeuschen.de

Es gibt Naturhäuschen nicht nur in den Niederlanden (wo die Firma gegründet wurde), sondern auch in verschiedenen andere Europäische Länder.

Das Konzept von naturhaeuschen.de ist einfach:

• Ferienhäuser in mitten der Natur 
• ruhig
• keine Ferienhäuser in großen Ferienparks
• nachhaltig
• pro Buchung wird 1 Euro an lokale Naturprojekte gespendet
• transparente Info welche Projekte unterstützt werden

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit unsere Buchung bei Naturhäuschen.de gemacht (ich habe es über die niederländische Website gemacht, das war für mich als Niederländerin einfacher..). Die Suchmaske ist einfach und funktioniert gut. Man kann zum Beispiel auch angeben ob man einen Hund mitbringt (das ist nicht in allen Ferienhäusern erlaubt).

Ferienhaus: De Deilse Tuin 

Wir haben uns entschieden für ein Ferienhaus in Deil: De Deilse Tuin. Das Haus liegt zwar im Dorf, aber das Grundstück ist groß und sehr grün. Deswegen hat man nicht das Gefühl das man im Dorf wohnt, es singen immer irgendwelche Vögel…  Die Eigentümer wohnen in einem anderen Haus auf demselben Grundstück Das hat uns aber nicht gestört obwohl man den Garten teilt…

Es gibt zwei Schlafzimmer für insgesamt vier Personen. Die Küche ist großartig, es gibt wirklich ALLES. Außerdem findet man eine schöne Auswahl Kochbücher falls man mal was neues ausprobieren möchte. Die Terrasse ist groß und es gibt immer eine Ecke auf der Terrasse oder im Garten wo man sitzen kann…egal ob man gerade Sonne oder Schatten möchte.

Neben dem Ferienhaus gibt es einen Gemüsegarten und Hühner und auf der anderen Seite beim Nachbarn eine Wiese mit Schweinen, Ziegen usw. Ich kann auch das Walnussöl das gemacht wird von Walnüsse aus dem eigenen Garten sehr empfehlen…

Das Dach von De Deilse Tuin ist begrünt, was im Haus ein sehr angenehmes Klima erzeugt. Außerdem gibt es für den Winter einen Holzofen und Fußbodenheizung. Es war das erste, aber sicherlich nicht das letzte mal dass wir ein Naturhäuschen gebucht haben…

Das Dorf Deil

Ganze 2100 Einwohner hat Deil…und einen Supermarkt. Selbstverständlich gibt es auch eine Kirche im Zentrum vom Dorf. Und das war es dann schon auch. Superspannend ist das nicht, aber für das Dorf an sich kommt man nicht her.. Sondern wegen der Ruhe und was man in der Umgebung alles machen kann. Auch von Deil aus kann man übrigens sehr schön wandern und Fahrradfahren an der Linge entlang. 

Außerdem gibt es noch eine hübsche Mühle, ‘de Vlinder’ (der Schmetterling),  ein bisschen außerhalb zwischen Enspijk en Deil, an der Linge. Besichtigen kann man sie nur eventuell wenn Betrieb ist (oder nach Absprache). Eine schöne Aussicht auf die Mühle hat man von der anderen Seite vom Wasser auf dem Gutshof Mariënwaerdt.

Für Gartenfreunde gibt es noch den Tip: Rosenzüchterei Buisman. Wenn man von der N327 abbiegt nach Deil ist sofort auf der rechten Seite die Rosenzüchterei. Sie haben eine schöne Auswahl und gute Qualität. Wir haben insgesamt 4 verschiedene Rosen gekauft (und ja, die auf Stamm war eine Herausforderung für die Rückreise im Auto) und sind sehr zufrieden. Günstig aber gut.

Gutshof Mariënwaerdt

Zwischen Deil und Enspijk liegt auf dem anderen Ufer die ‘Heerlijkheid Mariënwaerdt’. In den Niederlanden ist Mariënwaerdt vor allem in den letzten Jahren bekannt geworden weil es eine Serie im Fernsehen über die Herrschaft und seine Bewohner gibt. Das hat man beim Besuch auch gemerkt…es war wesentlich voller als andere Sehenswürdigkeiten die wir besucht haben. 

Seit 1734 gehört es Mariënwaerdt die Familie Verschuer, mittlerweile in 9. Generation. Führungen sind leider nur in Gruppen mit mindestens 15 Leute möglich. Aber wenn man einen Einblick bekommen möchte in Haus und Leben der Gutshofbesitzer kann man hier das Fernsehprogramm sehen. 

Landbau und Viehzucht sind heutzutage biologisch auf Mariënwaerdt. Die Produkte kann man direkt im Laden vom Gutshof kaufen. Es gibt Marmeladen, Säfte, Käse, Mehl, Bier, usw. Der Laden befindet sich im selben Gebäude wie ‘De Stapelbakker’. 

Wie kommt man am besten hin? 

Der charmanteste Weg ist wahrscheinlich zu Fuß… Ab Deil ist es von April bis Oktober nur 3km da man in Enspijk die Fähre über die Linge nehmen kann. Eine Fahrt kostet 1 Euro.  

Da wir aber in Mariënwaerdt auch noch spazieren gehen wollten, und anschliessend was essen haben wir uns die, insgesamt 6, Kilometer gespart und sind mit dem Auto hingefahren. Wir waren in 10 Minuten da und haben das Auto geparkt bei ‘De Stapelbakker’. 

De Stapelbakker

De Stapelbakker ist ein guter Startpunkt für einen Besuch in  Mariënwaerdt. Das Pannenkoekenrestaurant bietet auch einen High Tea an (mindestens ein Tag vorher reservieren) und zum Kaffee kann man das beliebte ‘Walnusstörtchen der Baroness’ geniessen. Letzteres haben wir dann auch gemacht, bevor wir losgelaufen sind für die Rundwanderung. 

Klosterroute

Es gibt 5 verschiedene Wanderrouten von 2,5 bis 12,5 km. Wir haben uns für die Klosterroute entschieden die 5km lang ist. Leider funktioniert der Link zur Klosterroute auf der Website nicht mehr, aber hier könnt ihr eventuell die GPX herunterladen… Wir sind im Uhrzeigersinn gegangen und hatten so die Highlights am Schluss. Die Klosterroute heißt übrigens so da an der Stelle von Haus Mariënwaerdt im 12.Jahrhundert ein Kloster stand.

Einer der Höhepunkte ist die Walnußallee die zum Haus führt. Die haben wir aber erstmal ignoriert und sind vor dem Tor links in den Wald gegangen. Was eine gute Wahl war, weil auf einmal waren wir alleine unterwegs… Die Wanderung geht durch Wald und Feld, bis man auf der anderen Seite sich wieder das Haus Mariënwaerdt nähert. Wenn man auf der Seite mit dem Blick auf die Linge geht, sieht man in der Nähe von ‘De Hooge Schuur’ auf der anderen Seite vom Wasser die Mühle ‘De Vlinder’.

Die Walnußallee 

Nun war es nicht mehr weit zur Walnussallee (Notenlaan) und da es schon gegen 17 Uhr war, waren kaum noch Leute da. Die Walnußallee besteht aus insgesamt 4 Reihen Walnussbäumen mit Rasen dazwischen und in der Mitte eine geteerte Straße. Es gibt ein paar Picknicktische und wir konnten herrlich die Ruhe geniessen. Es war so eine tolle Stimmung, mit dem gefilterten Licht von den Bäumen. Wir hatten einfach Glück, weil auf dem Hinweg war es noch rappelvoll und deswegen nicht ganz so magisch als zu dem Zeitpunkt als wir dann da waren. 

Pfannkuchen essen

Zurück bei De Stapelbakker haben wir zuerst einiges im Gutshofladen gekauft und uns dann auf die Terrasse von De Stapelbakker hingesetzt. Selbstverständlich waren viele Familien mit Kinder da. Die Terrasse ist aber sehr groß und man hat Platz. Ich liebe Pfannkuchen und bin immer froh wenn wir zum Pfannkuchenrestaurant gehen wenn wir in Holland sind. Manche Sachen ändern sich halt nicht, egal wie alt man wird… 

Was sich auch nicht ändert ist das ich zum Pfannkuchen immer ein Chocomel trinken muß. Auch diesmal war das so. Nur wollte ich unbedingt auch das hauseigene Bier von Mariënwaerdt probieren. Sowohl ‘de gulden gravin’ als auch ‘de witte freule’ haben gut geschmeckt. Beim Pfannkuchen wähle ich fast immer Speck/Apfel (eventuell auch noch mit Käse), kann ich hier sehr empfehlen. Da wir später in der Woche nochmal bei De Stapelbakker gegessen haben brauch ich nicht weiter erzählen ob es geschmeckt hat…

Was gibt es sonst noch in Gelderland zu sehen?

Schöne Ausflüge die sich von Deil aus leicht gestalten lassen könnt ihr im nächsten Blogpost lesen. Da nehme ich euch mit zum Bummel in das charmante Städtchen Geldermalsen, nach Zaltbommel, Glasstadt Leerdam, und die Gärten von Appeltern:

Charmantes Zaltbommel und andere Ausflugstipps in Gelderland

Tolle Tipps für eine andere sehr schöne Ecke von Gelderland findet ihr bei Sabrina von couchflucht.de