Das ist eine schöne Anregung von Ulrike von Bambooblog: Eine Blogparade zum Thema ‘Ohne Corona hätte ich das nicht erlebt’. Trotz aller Einschränkungen und unschöner, unsicherer Zeiten habe ich auch Sachen erlebt die ohne Corona (so) nicht stattgefunden hätten… 

Es war ein seltsames Jahr… Angefangen hatte es noch ganz gut bei uns im Theater mit einer Premiere von ‚Die Fledermaus‘. Auch die Periode danach wo wir unser Monsterstück ‘Die Trojaner’ rausbringen wollten verlief noch recht normal. Aber dann häuften sich die Corona-Nachrichten und es wurde einem schon ein wenig mulmig wie es jetzt alles weitergeht. Die Premiere von ‘Die Trojaner’ konnte noch stattfinden. Nachdem wir in derselben Woche dann noch eine Vorstellung ‘Die Tote Stadt’(wie passend…) gespielt hatten war Schluss. Der erste Lockdown war da und das Theater zu. 

Die erste Zeit Zuhause haben wir ehrlich gesagt geniessen können. Die letzten Probenwochen vor einer Premiere sind meistens ziemlich kräftezehrend, vor allem bei so eine richtig großen Chorpartie. 

Auch bei uns haben viele geplante Reisen nicht stattfinden können. Kein Potsdam im Frühjahr. Kein Irland, Donaukreuzfahrt und Passionsfestspiele in Oberammergau. Potsdam haben wir verschoben auf Sommer 2021, Irland und die Passionsfestspiele auf Sommer 2022. Das wird schon noch.

Ein kleiner Gartentraum

Dadurch das viele Reisen storniert wurden, und wir zum größten Teil das Geld zurückbekommen haben haben wir uns entschieden endlich unsere Terrasse/Garten aufzuhübschen. Das wäre ohne Corona sicher nicht passiert, dann wäre das Geld ins Reisen geflossen. Ich bin aber sehr dankbar dass wir diese Entscheidung getroffen haben. Wir haben uns zum Beispiel einen Gartenkamin gegönnt. Wir geniessen den sehr und freuen uns schon auf das Frühjahr wenn wir dann auch grillen können. Aber auch im Winter ist es sehr schön draußen am Feuer zu sitzen. Auch der Rosenbogen war eine gute Entscheidung. Hoffentlich geben sich unsere beiden ‘Guirlande d’amour’-Rosen sich Mühe aufeinander zu zu wachsen… Es ist auf jeden Fall eine Freude zu sehen wie sich die Pflanzen im Garten so entwickeln… Und wie sie sich manchmal einfach über ein neues Plätzchen im Garten freuen…

Gartenkamin mit Feuer, im Vordergrund Holzgartentisch mit Weingläser und Essen

Auf Spurensuche in Polen

See mit im Hintergrund Bäume, blauer Himmel mit viel weiße Wolken

Statt der Donaukreuzfahrt die wir zusammen mit meinem Schwiegervater machen wollten; die aber storniert wurde, sind wir ein paar Tage in Lipiany (früher Lippehne), in Polen, gewesen. Lippehne ist sein Geburtsort und er wollte das Städtchen gerne nochmal sehen. Für mich war das auch eine besondere und berührende Reise. Zu sehen wo er als Kind gelebt hat, die Orte zu sehen die man aus seinen Geschichten kennt. Außerdem stellte sich heraus dass es eine wirklich nette Gegend zum Urlaub machen ist. Wir haben ein Städtchen weiter in Barlinek (damals ‘Berlinchen’) übernachtet, direkt am See. Wir hatten ein Zimmer in Hotel Barlinek gebucht, mit einem schönen Balkon mit Blick auf den See. Leider waren die Gartenmöbel nicht so bequem das man da den ganzen Tag hätte sitzen wollen. Aber das hatten wir ja eh nicht vor, wir wollten die Umgebung sehen! 

Seerose gelb und grüne Blätter
Wassertretboote in blau und rot, Blick auf das Meer, Sonnenschein

Hotel Barlinek

Das Hotel kann ich sehr empfehlen. Es liegt direkt am See, vom Hotelgarten erreicht man direkt den Uferweg und den Tretbootverleih. Unser Zimmer (im Nebengebäude) war nicht sehr groß aber sehr sauber und hatte ein schönes Badezimmer. Der Balkon war riesig und ruhig. Im Hauptgebäude waren die Zimmer mit Balkon glaube ich ein bisschen größer, aber der Balkon war kleiner. Das Frühstück war prima, und bei ungefähr 55 Euro die Nacht für ein Zimmer mit Balkon und Seeblick inkl.Frühstück ist das wirklich ein gutes Angebot. Auch das Restaurant haben wir ausprobiert. Das Essen ist gut und günstig.
Barlinek ist nicht groß und das Hotel liegt direkt am Zentrum. Sprich: Restaurants und Geschäfte sind nah. 

Hotel Barlinek außenansicht mit im Vordergrund Schilf und See
Piroggen auf einem blauen Teller mit Creme Fraiche und Speck
Piroggen im Hotel

Auch das Pod Papugami ist nur 150m vom Hotel entfernt. Es sieht ein bisschen aus wie ein Imbiss, aber das Essen war sehr gut. Wir hatten ein Tisch auf der Terrasse direkt am See, unschlagbar… 

Lippehne

Wir waren in Lippehne in der Kirche wo mein Schwiegervater getauft wurde, wir waren bei der Schule, am Badesee. Wir haben die Häuser gesehen (soweit noch vorhanden) wo seine Familie gewohnt hat. Und überraschenderweise habe ich in Lippehne einen der besten Käsekuchen gegessen… Im Ciuciubabka gibt es leckere Kuchen, guten Kaffee, und eine nette Eigentümerin. Das darf man nicht verpassen wenn man in der Gegend ist…

Die Gegend hat mir sehr gut gefallen, ich wäre eigentlich gerne noch länger geblieben. Man kann da nämlich auch sehr schön wandern und fahrradfahren. Von Berlin ist es nicht weit und schon die Anreise mit dem Auto war sehr schön. Es gibt also viele Gründe nochmal hinzufahren. Das hätte ich ohne Corona bestimmt nicht erlebt. 

See bei Dämmerung mit Steg und Häuschen und Brunnen
Ein erwachsener Schwan und zwei Jungen im Wasser

Gemüsefreude auf dem Acker von Gut Birkenmoor

Auch war unser Acker in diesem Jahr eine ganz neue Erfahrung. Wir pachten schon seit ein paar Jahren ein Ackergrundstück auf Gut Birkenmoor zusammen mit unseren Nachbarinnen. Das funktioniert so: Man mietet eine Parzelle (45m2), Gut Birkenmoor übernimmt die Aussaat (alles Demeterbio), ab Mai übernehmen die Pächter. Das heisst: Selbst Unkraut jäten, gießen, und natürlich ernten! Die Acker Saison läuft bis Ende Dezember. Aber…da wir im Sommer immer 6 Wochen auf Reisen sind, sind wir in der Haupterntezeit nie da. Unsere Nachbarinnen sind zwar immer so lieb das sie auch für uns noch Sachen einfrieren usw. Aber es ist natürlich nicht ganz dasselbe. 

Übersichtsfoto Gemüseacker

In diesem Jahr haben wir nicht nur die ganze Gartensaison persönlich miterlebt, sondern ich war auch viel häufiger da. Es war so angenehm da in Ruhe arbeiten zu können, ohne Druck das man weiß das man nachher noch eine Probe oder Vorstellung hat… Man kann auch nicht leugnen das alle Parzellen in diesem Jahr sehr viel besser gepflegt waren als in anderen Jahren… Die Ernte war sehr gut, und ich freue mich dann auch sehr über schönes und frisches Gemüse vom eigenen Acker. Diese Ruhe die ich in diesem Jahr hatte auf dem Acker wird mir schon fehlen wenn wir wieder zurückkehren zu ‘normal’…

Positive Entwicklungen im Theater

Zu guter Letzt gab es sogar beruflich noch positives was was ohne Corona so nicht passiert wäre. Erstens waren wir ‘gezwungen’ für unsere Chorproben die im Herbst wieder losgingen in einen anderen Raum umzuziehen. Unser Chorprobenraum ist zu klein um mit einer Gruppe Corona Konform zu proben, deswegen probten wir im Festsaal vom Kieler Schloss. In unserem Chorsaal im Theater sind wir mehr oder weniger im Keller, in einem Raum ohne Fenster. Im Festsaal gibt es nicht nur ganz viele Glastüren so das man vernünftig lüften kann, sondern auch noch einen großartigen Ausblick auf die Kieler Förde und die Werft… 

Blick auf der Kieler Förde, vorne Bäume mit Herbstlaub, hinten der Werft, blauer Himmel dramatische weiße Wolken
nicht schlecht als Aussicht bei der Arbeit…

Zweitens war es nicht möglich im Opernhaus Vorstellungen mit Chor zu machen (man musste sowieso erstmal herausfinden wie das mit den ganzen Corona Maßnahmen so lief). Dafür probten wir aber für ein eigenes Konzert mit nur mit dem Chor und Klavier. Das war für alle eine sehr anstrengende Zeit. Da wir am Anfang nur in ganze kleinen Grüppchen proben durften, und auch noch weit auseinander, war es sehr schwer ein Gespür für Chorklang zu bekommen. Man hat quasi das Gefühl das man Solo singt, muss aber trotzdem einen Klang erzeugen mit fast 40 anderen Sängern. Es hat lange gedauert bis man sich einigermaßen daran gewöhnt hat. Auch wenn wir später wieder mit mehr Leuten zusammen singen durften, und im Konzertsaal sogar mit allen.

Ein besonderes Chorkonzert

Es war eine spannende Zeit für uns. Aber mir hat es sehr gut getan sich einfach mal auf eine Sache konzentrieren zu können, in Ruhe zusammen an irgendwas zu arbeiten. Statt ganz schnell einzustudieren weil das nächste auch schon ansteht. Es hat uns finde ich sehr geholfen und wir haben als Chor einen Schritt nach vorne gemacht, gerade in der Zeit wo wir insgesamt einige Schritte zurück machen mußten. So schwer das Jahr für alle Theater auch war (und immer noch ist), das ist was wofür ich sehr dankbar bin und womit ich auch nicht gerechnet hätte in diesem fast theaterlosen Jahr. Leider haben wir von zwei geplanten Konzerte nur eins singen können…am nächsten Tag mußten alle Theater wieder schliessen. Und wir warten immer noch auf grünes Licht damit wir wieder spielen dürfen.

Wenn ich mir das jetzt nochmal so durchlese gab es sehr viel mehr positives als ich auf den ersten Blick so erwartet hatte, in diesem in mancher Hinsicht schrecklichem Jahr. Das werde ich jetzt nicht mehr vergessen!

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3 Comments

  1. Liebe Vera!
    herzlichen Dank für Deinen hochinteressanten Beitrag! Dass man auch als Chor Positives in der Dramatik der Lockdowns erleben kann, hat mich etwas überrascht. Aber ich finde es ganz toll!
    Hoffentlich können wir bald wieder in Konzerte gehen!
    Liebe Grüße
    Ulrike

    • Liebe Ulrike,

      Vielen Dank! Ja, das hat mich selber auch etwas überrascht… Aber jetzt, wo seit Dezember das Theater wieder geschlossen ist und wir wieder im Homeoffice arbeiten, hoffe ich das es doch bald wieder losgehen kann… Zum Chorsingen braucht es nun mal wirklich mehr als eine Person!

      Liebe Grüße
      Vera

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