Beitrag aktualisiert: April 2023
Der nächste Abschnitt unserer Reise war ein gemischtes Vergnügen. Highlights waren Karakorum (die frühere Hauptstadt der Mongolei), die heisse Quellen in der Nähe von Tsetserleg, und natürlich unser kleiner Ausflug auf dem Pferderücken. Leider hatten wir auch unsere erste Begegnung mit mongolische Käfern…
Aimagmusem in Tsetserleg und spannende Pisten
Als wir morgens aus dem Camp am Tsagaan Nuur (siehe auch: Zum Tsagaan Nuur und Vulkan Khorgo mit viel Regen) abreisen wollten schüttete es wie aus Kannen. Mein Plan war vor dem Frühstück noch mal die herrliche warme Dusche zu geniessen, aber es stellte sich heraus (als ich schon drunter stand..) das um 7.00Uhr der Ofen noch nicht an war… Brrr…
Nach kurzer Strecke Piste und einer weile Asphaltstraße kamen wir in Tsetserleg an. Das Wetter war die ganze Zeit sehr schlecht und es hatten sich in der Stadt riesige Pfützen gebildet. In einem Restaurant gab es Mittagessen. Es sah sehr runtergekommen aus und außer uns war niemand da. Das Essen war ok, aber mehr auch nicht. Nach dem Essen hatten wir Zeit ein bisschen einzukaufen in einer Markthalle in der Nähe. Das Angebot war ziemlich groß und gerade beim Obst wußten wir bei vielen Sachen nicht mal was es sein könnte. Der Geruch von Aaruul (getrocknete geronnene Milch) hängt im ganzen Raum und durchdringt alles. Ich finde es ist nicht so ein angenehmer Geruch.
Arkhangai Aimag Museum in Tsetserleg
Anschließend haben wir das Arkhangai Aimag Museum besucht, das in einem alten Kloster beheimatet ist. Man bekommt einen guten Eindruck vom Leben in der Mongolei durch viele ausgestellte Alltagsgegenstände. Auch religiöse Objekte werden gezeigt. Ganz interessant fand ich auch eine Abbildung in wahre Größe vom zweitgrößten Mann weltweit. Bao Xishun ist 2.36m groß…das ist wirklich gewaltig wenn man direkt daneben steht… Er lebt in der Inneren Mongolei (eine autonome Region im Norden von China), wo es in letzter Zeit viel Unruhe gibt weil China versucht die Kulturelle Freiheit von den dort lebenden Mongolen sehr einzuschränken. Auf dem Gelände vom Aimagmuseum gibt es sogar einen kleinen Museumsshop wo es sich wirklich lohnt mal reinzuschauen.
Die letzte Strecke bis zum Camp war nur noch 30km. Da es aber durch den Regen sehr rutschig war kamen wir schlecht voran und haben für die Strecke 2,5 Stunden gebraucht. Da der Weg auch hauptsächlich aus Löchern bestand musste man dauernd aufpassen nicht mit dem Kopf an die Decke vom Auto zu knallen.
Das Camp selber sah auch sehr trostlos aus im Regen. Es hatte da schon seit Tagen geregnet, und alles war sehr matschig. Auch die Jurten waren teilweise wirklich feucht innen drin. Sonst wäre das nicht so schlimm gewesen weil man in der Jurte einen Ofen hat. Den durften wir aber nicht benutzen und auch kein Licht machen (deswegen war der Strom ausgeschaltet) weil es eine Käferplage gab. Die Käfer werden vom Licht angezogen. Wir haben zwar keine Käfer gesehen, aber saßen im dunkeln in der Jurte…
Deswegen waren alle auch recht früh beim Abendessen, was übrigens sehr gut war. Im Restaurantgebäude war auch Licht und es war angenehm da zu sitzen. Alle sind auch länger geblieben als sonst und haben in Ruhe Tee und Wodka getrunken. Aber irgendwann muß man dann doch in die eigene Jurte zurück… Als es langsam wirklich dunkel wurde sind wir durch den Regen zurück gelaufen. Damit wir noch ein Hauch von Licht hatten als wir uns umgezogen haben.
Tsenkher heisse Quellen
Da es auch nachts keine Käfer gab haben wir super geschlafen. Und wurden morgens von wesentlich schönerem Wetter begrüßt…Jetzt konnten wir vom Camp auch den Brunnen erkennen. Bis jetzt war das ganze in Nebel verhüllt gewesen. Die Quelle selber ist ein paar hundert Meter vom Camp (Altan Nutag) entfernt und das Wasser kommt direkt durch ein Rohr ins Camp hinein.
Wenn es aus der Quelle sprudelt hat das Wasser noch über 50 C. Obwohl es in der Dusche bestimmt nicht mehr ganz so heiß ist, war es mir fast zu heiß mein Kopf zum Haare waschen drunter zu halten… Trotzdem war es herrlich endlich mal eine richtig heiße Dusche zu erwischen, erst recht nach dem feuchten Wetter vom Vortag.
Pferdereiten in eine unendliche Landschaft
Das Frühstück war sehr lecker, ein Teigteilchen gefüllt mit Käse und Kräutern. Nach dem Frühstück hatten wir noch ein bisschen Zeit, aber 10.45 Uhr ging es dann los für die die reiten wollten. Das waren aus unserer Gruppe nur drei. Da nicht alle so richtig Reiterfahrung hatten wurden wir an die beiden ‘Vermieter’ die auch mitreiten würden angebunden. Ich war sehr froh das wir kein traditionell mongolischen Sattel bekommen haben, sondern einen russischen Kosakensattel. Das war sehr bequem…
Obwohl wir nur Schritt gegangen sind, war es eine schöne Erfahrung durch die Landschaft zu reiten. Das Wetter war großartig und die Umgebung ebenso. Auf dem Pferderücken fühlt man sich irgendwie der mongolischen Kultur näher. Wenn man richtig reiten kann, und das auch regelmäßig macht (ich bin aus der Übung, dann werden Tagesritte anstrengend..) ist es bestimmt toll eine Mehrtagestour in der Mongolei zu machen. Insgesamt waren wir eine Stunde unterwegs, und für meinen hintern hat das dann auch gereicht 😉
Spa Tag
Nach dem Ausritt haben wir uns in den ‘Pool’ gesetzt. Es gab mehrere, jeder hatte eine andere Temperatur. Wir haben uns erstmal in den ‘kältesten’ gesetzt. Da war ich noch guter Dinge das ich mich hoch arbeite sobald ich mich an die Temperatur gewöhnt habe. Obwohl ich auch schon eine Weile gebraucht habe bis ich wirklich ganz im Wasser war im kältesten Becken… Und ich liebe heißes Wasser…bei Bädern unter 27 C braucht man mit mir gar nicht reden ob ich da rein gehen wollen würde. Ich habe noch einen Zeh ins heißere Becken gesteckt…und schnell wieder rausgezogen…keine Chance. Habe aber die Engländer bewundert die mit einem Bier ganz relaxt im heißesten Becken saßen. Zwar rot wie eine Tomate, aber immerhin. Es war aber auch im ‘Anfängerbecken’ herrlich.
Danach gab es dann schon Mittagessen. Weil das alles mit dem reiten und baden dann doch recht anstrengend war, haben wir uns ein bisschen hingelegt. Im Anschluss haben wir einen kleinen Spaziergang gemacht. Eigentlich wollten wir zur Quelle laufen. Da es aber seit Tagen geregnet hatte war es überall sehr naß und wir haben keinen Weg hinüber gefunden. Aber auch unsere kleine Runde um unser Camp war sehr nett. Ich habe selten so viele Raubvögel auf einmal gesehen, es schwebten teilweise 20 gleichzeitig über unser Camp. Obwohl es in dem Tal mehrere Camps nebeneinander gibt war es sehr ruhig. Als das Wetter schön war hat sich das wie eine kleine Oase angefühlt. Am Tag vorher, mit nur Nebel und Feuchtigkeit, nicht ganz so… Manchmal sind es einfach Welten wenn die Sonne mal rauskommt.
Geschichte in Karakorum
Am nächsten Morgen sind wir vor dem Frühstück nochmal in das warme Becken gehüpft. Wir waren ganz alleine da. Obwohl es wieder sehr nebelig und trüb war, war das irgendwie auch toll… Oft ist das schöne und trübe Wetter einfach in einem selber. Das Frühstück war wieder superlecker. Das Essen allgemein war in diesem Camp wirklich gut.
Heute ging es nach Karakorum, die ehemalige Hauptstadt der Mongolei. Eigentlich sollte nur ein kurzer Teil am Anfang Piste sein. Aber nachdem unsere Fahrer vor einem Fluss ausstiegen, bedenklich guckten, und ein paar mal auf und ab gegangen waren, wurde entschieden eine größere Runde zu fahren. Durch den Regen in den letzten Tagen war der Fluss zu tief geworden. Also mussten sie eine Stelle suchen wo wir überqueren konnten. Offenbar war das eine der wenigen Stellen wo man überqueren konnte, es war schon eine ganze Kolonne vor uns. Ich war aber froh dass wir einen Umweg gemacht haben, weil ich bin nicht mega abenteuerlustig bei solchen Sachen. Als wir dann den Fluss an der breiten aber untiefen Stelle überquert haben hatte ich keine Angst und fand das ziemlich cool. Hätten die Fahrer nach den nachdenklichen Blicken sich entschieden an der ersten Stelle doch rüber zu fahren hätte ich das nicht ganz so cool gefunden…
Modernes Museum in Karakorum
Danach gab es dann bald wieder eine geteerte Straße und so fuhren wir leidlich bequem nach Karakorum. Bevor wir zum Camp fuhren stand zuerst das Museum auf dem Plan. Ein modernes Museum sogar mit Klimaanlage und Wifi… Es ist nicht besonders groß, aber sehr interessant. Man bekommt einen guten Überblick die Geschichte der Mongolei, und Djingis Khan und seine Nachfahren. Ein Museum das man nicht verpassen sollte. Einen tollen Museumsshop und ein Cafe gibt es ebenfalls.
Kloster Erdene Zuu
Zum Mittagessen ging es dann zum Camp Munkh Tenger, ein modernes Camp mit sehr schöne Jurten. Auch die Sanitäranlagen waren ziemlich modern und sauber. Nach dem Essen fuhren wir zurück in die Stadt, zum Kloster Erdene Zuu. Es war das erste buddhistische Kloster in der Mongolei. Leider ist viel von dem Original zerstört worden (zuletzt während der Stalinzeit). Beeindruckend ist aber die Mauer aus dem 17. Jahrhundert mit 100 Stupas die das Areal eingrenzt. Außerhalb der Mauer, vor dem Klostergelände gibt es mehrere kleine Läden mit Schmuck, hübschen Schälchen, und anderen handwerklichen Sachen. Da findet man leicht schöne Mitbringsel.
Auf dem Klostergelände war es sehr voll, und wirkliche viele Touristen. Was natürlich kein Wunder ist, da das Kloster eine der Hauptattraktionen in der Mongolei ist. Ich fand es trotzdem ein wenig nervig, da in den Tempeln drin einfach nicht viel Platz ist, und man deshalb nicht alles so gut sehen kann wenn es so voll ist. Ich fand die drei Tempel mit verschiedenen Phasen aus dem Leben von Buddha sehr interessant: Jung, Erwachsen, Alt (also: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft). Gerade da staute es sich gewaltig, deswegen war ich relativ schnell wieder draussen. Es war an dem Tag sehr heiß, deswegen war man froh wenn man drin war, draußen gab es kaum Schattenbereiche.
Nach dem Besuch im Kloster konnten wir noch was im Supermarkt einkaufen. Eigentlich hatten wir vor noch einen Spaziergang zu machen nach dem Abendessen, aber es war mittlerweile so spät das es schon langsam dunkel wurde. Deswegen haben wir uns dann mit ein Glas Wein auf eine Gartenbank neben der Jurte gesetzt. Der Wein war aus dem Supermarkt und war so süß das es fast wie Rosinensaft schmeckte. Ein Glas war da wirklich genug…
Käferplage..jetzt dann doch..
Als wir ins Bett gehen wollten stellten wir fest dass die angekündigte Käferplage vom letzten Camp hier tatsächlich eingezogen war. Schwarze Käfer die über die Decke der Jurte krabbeln, und sich dann runterfallen lassen… Das heisst, alle 10 bis 15 Sekunden hört man ‘plätsch’, dann ist wieder einer runtergefallen. Wenn man nichts hört ist noch schlimmer…dann sind sie nämlich ins Bett gefallen. Wir haben wirklich versucht zu schlafen, aber es hat einfach nicht geklappt. Auch nicht mit ‘ich wickel mich ganz mitsamt Kopf in meinem Schlafsack ein’.
Also sind wir rausgegangen und haben uns eine Gartenbank ausgesucht und da hingelegt. Ich war sehr froh das wir eine Bettdecke hatten diesmal, weil es recht frisch war draußen. Ich habe draußen tatsächlich noch ein bisschen geschlafen. Gegen 2.00 Uhr haben wir es dann noch mal in der Jurte versucht. Es war ein bisschen besser geworden (nur noch ungefähr einmal alle 60 Sekunden hörte man ‘plätsch’). Aber um 6.00Uhr klingelte unser Wecker schon wieder für den nächsten Abschnitt nach Kloster Ongi…
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