Beitrag aktualisiert: April 2023

Von Reisen nach Russland wird aktuell abgeraten.

Da wir mittlerweile herausgefunden hatten wie es mit dem Ticketautomaten in der U-Bahn funktioniert, ging es diesmal recht schnell. Deswegen waren wir am morgen dann auch flott beim Alexander Newski Kloster. Das Kloster liegt am Rand vom Zentrum, wir haben vom Sennaya Ploschad ungefähr eine Viertelstunde mit der U-Bahn gebraucht.

Tauben im Schnee

Chorgesang im Alexander Newski Kloster

Als wir ankamen hatte es ein bisschen geschneit, und eine leichte Puderzucker Schicht lag über dem Kloster und dem Friedhof. Wir haben zuerst die besondere Stimmung mit dem Schnee auf dem Friedhof auf uns wirken lassen. Wir besuchten die Gräber von vielen bekannten russischen Künstlern: Tschaikowsky, Glinka, Borodin, Dostojewski. Auch der Tänzer und Choreograf Marius Petipa hat da ein Denkmal.

Das Kloster ist eines der wichtigsten für die Orthodoxe Kirche in Russland. Deswegen hat es die Auszeichnung ‘Lawra’ bekommen. Als wir in die Kathedrale kamen war gerade eine Messe. Was nicht nur schön war weil die Priester beeindruckend bekleidet waren mit blau und gold, sondern was noch besser war: Der Chor sang. Ich liebe russische Chormusik und das dann in so einem Umfeld zu hören ist was besonderes. 

Friedhof Alexander Nevski Kloster in St. Petersburg im Schnee

Ikonenpracht in der Kasaner Kirche

Mit der U-Bahn zurück in die Stadt. Im Nachhinein hätten wir viel mehr U-Bahn fahren sollen, die Stationen sind teilweise wirklich spektakulär was das Design betrifft. Nachdem wir ein bisschen Geschäfte geguckt hatten war es Zeit für die nächste Kirche, die Kasaner Kirche. Ich weiß nicht wie es passiert ist, aber aus Versehen sind wir durch den Eingang für Gläubige gekommen, statt den für Touristen. Ich wundere mich jetzt noch das keiner nachgefragt hat…so russisch sahen wir doch gar nicht aus…? Wir haben dann trotzdem eine Spende da gelassen weil uns nicht sehr wohl dabei war. Die Kirche selber war recht dunkel, aber die Ikonen waren sehr schön. Vor einer Ikone stand eine Riesenschlange. Ich schätze so 40 Leute haben darauf gewartet das sie die Ikone küssen dürfen. 

Die wunderbare Isaakskathedrale

Isaakskathedrale in St. Petersburg im Winter

 Letzter Besichtigungspunkt für den Tag war die letzte der berühmten Kathedralen in Sankt Petersburg: Die Isaakskathedrale. Die hat mir von den dreien am besten gefallen. Sehr großzügig, wundervolle Malerei, und ein sehr schöner Boden. Es war nicht voll als wir da waren, was sehr angenehm war. Es ist aber für mich immer noch gewöhnungsbedürftig das in einer orthodoxen Kirche keine Bänke stehen. Man bekommt natürlich ein tolles Raumgefühl dadurch, aber es wirkt auch immer ein bisschen ‘leer’, oder ‘unbewohnt’, wenn man die west-europäischen Kirchen gewöhnt ist. Man steht während der Liturgie und es ist nicht ungewöhnlich später zu kommen oder früher zu gehen. Nur für Leute die nicht mehr lange stehen können sind oft am Rand ein paar Bänke hingestellt. 

Essen in einer Stolovaya

Zu Fuß zurück zum Hotel und eine Tasse Tee getrunken. Da wieder Theaterabend war haben wir uns umgezogen und sind dann was essen gegangen in der Nähe vom Hotel. Diesmal in ein Stolovaya. Wir waren schon öfter an solchen ‘Restaurants’ vorbeigekommen, waren uns aber nicht sicher wie vertrauenswürdig die sein würden. Irgendwann haben wir uns dann doch getraut und waren positiv überrascht.

Eine Stolovaya ist eine Art Kantine. Sehr einfach in der Ausstattung, aber sauber und die Qualität vom Essen war überraschend gut. Wir waren 2 oder 3 mal in einem Stolovaya essen und schlecht war es nie, sehr günstig immer. Es gibt meistens Suppe, Fleisch, Gemüse, Fisch, was Süßes zum Nachtisch. Man sagt einfach was man möchte (oder zeigt drauf wenn man kein russisch spricht) und das wird dann auf einen Teller oder Tablett gepackt. Mehr als 6 Euro pro Person hat es nie gekostet. Und auf diese Art und Weise haben wir auch einige russische Speisen kennengelernt die uns sonst nicht so schnell begegnet wären. Rustikales aber ordentliches Essen. 

Stolovaya in St. Petersburg

‚Romeo und Julia‘ im Mariinsky Theater

Diesmal war die Ballettvorstellung im Mariinsky II, also im neuen Theater.  Die Choreografie von Romeo und Julia fand ich teilweise ein bisschen langweilig (schon sehr klassisch), aber die Tänzer waren wieder richtig gut. Natürlich ist es  immer sehr beeindruckend wenn so viele Tänzer auf der Bühne sind…sie haben einfach ein sehr großes Ballettensemble insgesamt.

Über unsere erste Begegnung mit dem Mariinsky Theater kannst du hier lesen…

Auch das neue Theater selber hat mir sehr gut gefallen. Von außen ist es nicht so interessant finde ich, aber drin… Man sieht das stolze russische Erbe… Onyx Wände die sehr schön von hinten beleuchtet werden. Swarovski Kronleuchter speziell für das Mariinsky Theater entworfen hängen im Foyer. Es wirkt alles sehr edel, aber modern und leicht. Der Saal selber wirkt genauso leicht mit seinen verschiedenen Holzsorten. Ich habe auch den Eindruck das man fast überall gut sehen und hören kann, ganz anders als im alten Mariinsky.

Das Einzige was mich wirklich gestört hat ist der Logistik bei der Garderobe. Ich weiß nicht genau woran das lag, aber die Wege zur Garderobe sind leider so unpraktisch geführt das man es nicht vermeiden kann sich durchzuschlagen auf dem Weg hin und auf dem Weg wieder raus. Die ‘Garderoben Schlacht’ war sogar so heftig das ich am nächsten Tag blaue Flecken an der Schulter hatte… Soviel zum edlen Ballett Publikum… 

Oper im Doppelpack: Zuerst Eugen Onegin

Unser letzter Tag in Sankt Petersburg sollte eine besonders anstrengender, aber auch interessanten Tag werden. Da wir uns nicht entscheiden konnten im Vorfeld (das Opern und Ballett Angebot ist einfach zu gut..) hatten wir uns entschieden am letzten Tag einfach zwei Opern zu gucken… Es gab nämlich um 11.30Uhr im Mariinsky I ‘Eugen Onegin’ und um 18.00Uhr ´Lohengrin´ im Mariinsky II. Die Vormittagsvorstellung war von der Uhrzeit her ein bisschen gewöhnungsbedürftig, ich war glaube ich noch nie in einer Opernvorstellung der vor 14.00Uhr angefangen hat. Aber die Chance die Lieblings Russische Oper in Russland zu sehen darf man nicht verpassen.

Die Inszenierung war recht altmodisch, aber es waren ein paar sehr gute Sänger dabei. Der Chor klang auch fantastisch…Bei den Solisten hat man auch klar gemerkt: solche tiefe Stimmen, sowohl bei den Damen als bei den Herren, findet man doch hauptsächlich in Osteuropa… Weil es zwei Pausen gab kamen wir erst 15.15Uhr aus dem Theater raus. So blieb uns nicht so viel Zeit bis zur nächsten Vorstellung. Also ein bisschen frische Luft geschnappt, und rein in eine Stolovaya um uns zu stärken für die nächsten Stunden.

Danach Lohengrin

Im Theater haben wir noch ein bisschen im Shop gestöbert. Es gibt Mitbringsel die vor allem für Ballett und Musikliebhaber interessant sind. Die Einführung im Foyer konnten wir leider nicht verfolgen…alles auf russisch logischerweise… Um 18.00Uhr fing die Vorstellung an, diesmal waren wir wieder im Mariinsky II. Der Lohengrin sang großartig, wie auch Elsa. Man verstand zwar von einigen Sängern kein Wort, aber gut, wenn wir auf russisch singen ist es auch nicht grade akzentfrei… Der Chor klang gewaltig und phenomenal.

Das Einzige was wirklich gestört hat ist dass es ‘Stehtheater’ war. Und das ist langweilig auf Dauer. Das war fast wie ein Konzert. Was man manchmal in modernen Inszenierungen sieht brauche ich auch nicht immer (Sänger kopfüber an Füßen aufgehängt oder ähnlich lustige Sachen…), aber nur stehen und singen ist mir dann doch zu wenig. Obwohl die Ausstattung unglaublich üppig war und man schon eine Weile was zu gucken hatte. Das Orchester war auch erstklassig, sie haben so schön gespielt. Und die Bläser auf der Bühne waren ein Traum.  Aber nach 4,5 Stunden Wagner und insgesamt mehr als 8 Stunden Theater an einem Tag waren wir wirklich fertig und konnten nur noch müde aber sehr zufrieden ins Bett rollen.

Lernmomente und Erfahrungswerte

Ein Taxi vom/zum Flughafen ist nicht teuer und ist eine bequeme Art zum Hotel zu kommen. Das würde ich nächstes mal genauso wieder tun. Ich würde aber sonst öfter mit der U-Bahn fahren. Es ist günstig, schnell, und die Stationen sind wirklich sehr hübsch manchmal. Wenn man gerne zu Fuß geht kommt man im Zentrum auch gut ohne die Öffentlichen (fast) überall hin. 

Essen gehen in Sankt Petersburg ist generell nicht so teuer (abgesehen von ein paar wirklich schicke Restaurants), aber eine positive Überraschung waren die Stolovayas. Zum romantisch essen gehen nicht geeignet, aber wenn man eine vernünftige Mahlzeit für wenig Geld möchte ist es ideal. 

Sankt Petersburg fühlt sich sehr viel europäischer an als ich erwartet habe. An vielen Orten kommt man auch mit englisch weiter, und wenn nicht sind die Leute sehr bemüht dich zu verstehen und weiter zu helfen. Hilfreich ist es trotzdem wenn man das kyrillische Alphabet lesen kann, man kann Schilder leichter entziffern auch wenn man kein russisch spricht. 

St. Petersburg am Abend

Im Winter ist es kalt in Sankt Petersburg. Aber das hat auch so seinen eigenen Charme. Ich bin froh dass wir im Winter da waren. Es war viel weniger voll als im Sommer, sogar in der Eremitage war verhältnismäßig wenig los. Diese Kälte und Schnee verbinde ich irgendwie auch mit Russland, das passte schon. Wichtig aber: Wirklich warm anziehen, vor allem warme Stiefel und Mütze! Und was für uns noch wichtig war: Wir wollten gerne Vorstellungen im Mariinsky Theater sehen. Und die haben im Sommer natürlich Spielzeitpause… Trotzdem würde ich gerne wenn wir nochmal nach Sankt Petersburg reisen irgendwann auch die weißen Nächte erleben. Dann gibt es wieder ein anderes spezielles kulturelles Programm. Und natürlich die Tatsache das nicht mehr wirklich dunkel wird…auch was besonderes. 

Mehr Info über Sankt Petersburg (in dem Fall im Sommer) findest du bei Lisa auf: imprintmytravel.com

Zurück zum Anfang der Reise: Kälte und Balletmagie in Sankt Petersburg

Teile diesen Beitrag:

Write A Comment