Der zweite Teil unserer Andorra Reise war eine abwechslungsreiche Mischung aus: eine wunderschöne Wanderung zu Estanys de Tristaina, ein tolles Konzert in Ordino, steuerfrei shoppen in Andorra de la Vella, und unterwegs mit dem Jeep auf Schmugglers Spuren…

Unsere Standortreise in Andorra hatte schon gut angefangen mit einem kleinen Spaziergang entlang der Ruta del Ferro, aber jetzt war es Zeit für die erste richtige Wanderung. 

Wanderung mit zwei Bergführern und Celine

Blick auf Tal mit Seilbahn in Andorra, Estanys de Tristaina

Wir fuhren zeitig los weil im Sommer ab einer bestimmten Uhrzeit keine Fahrzeuge mehr zugelassen sind im Tal (mit dem Fahrrad oder zu Fuß darf man die Straße aber nutzen). Man kann aber wohl mit einer Seilbahn hochfahren zum Punkt (Coma del Forat) wo wir losgelaufen sind. Die Fahrt ab La Massana dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Das schöne in Andorra ist: nichts ist weit weg…

Für die Wanderung hatten wir zwei Bergführer, Marco und Jordi. Sie würden uns auch bei den anderen Wanderungen begleiten. Marco hatte immer seine wunderschöne Hundedame Celine dabei und war der Führer für die ambitionierte Gruppe. Wir hatten die Gruppe schon die ‘schneller-weiter-höher-Gruppe’ getauft. Für die Sportlichen die unbedingt den Gipfel erreichen möchten. Für die nicht ganz so sportlichen, weniger Bergerfahrene, und/oder ‘oh-wie-schön-eine-Blume-die-muß-ich-mal-in-Ruhe-fotografieren-Gruppe’ war Jordi zuständig. Keine Frage mit wem wir unterwegs waren… Den ersten Aufstieg gingen wir aber noch alle zusammen.

Der erste kurze Anstieg hatte es schon in sich, es ging recht steil hoch für ein Flachlandmädchen wie mich, mein Asthma war da keine Hilfe. Nach dem ersten Anstieg ging es wesentlich entspannter weiter zum ersten See. Die Gruppe mit Marco nahm schon Fahrt auf, und wir gingen es ein wenig ruhiger an.

Estanys de Tristaina

Die Wanderung führt zu den ‘Estanys de Tristaina’, die drei Seen von Tristaina. Der erste See ist der Estany Primer, der zweite ist der Estany del Mig, und zuletzt kommt man zum Estany de Més Amunt. Sie sind unterschiedlich groß und jeder hat seinen eigenen Charme. Die Route ist gut ausgeschildert, aber aber da ich wenig Erfahrung mit Bergwandern habe ist mir immer wohler wenn jemand dabei ist der Ahnung hat.. Wenn man aber Erfahrung hat oder weniger ein Angsthase ist kann man die Wanderung auch ganz gut selbständig machen. Zumal es ein bisschen später am Tag doch recht voll werden kann und man deswegen kaum den Weg verlieren kann. Wir sind um 8.30Uhr losgewandert, da war es noch ruhig, und vor allem auch: nicht so warm.

Die Gruppe mit Marco ist noch weitergewandert bis zur Gipfel, aber das war uns zuviel. Unsere Gruppe ist noch ein kleines Stückchen höher als der Estany de Més Amunt gewandert, damit man eine schöne Aussicht hat. Da haben wir dann Pause gemacht damit wir die Aussicht geniessen konnten. 

Der Weg runter war erstmal leichter, aber der Abstieg war ein anderer Weg als der steile Aufstieg am Anfang. War aber auch nicht viel einfacher. Ein bisschen klettern und steil war es teilweise auch. Irgendwann gewöhnt man sich aber. Trotzdem hat mir die Länge und Schwierigkeitsgrad absolut gereicht. So war es für mich anstrengend aber trotzdem noch eine sehr schöne Erfahrung. Ich war lange nicht in den Bergen und es überrascht mich immer wieder wie klein man sich fühlt, und wenn man es nach oben geschafft hat gleichzeitig so groß. 

Als wir den steilen Abstieg gemacht haben war es schon wirklich heiß. Da kamen uns von unten ganze Familien entgegen auf dem Weg nach oben…bei der Hitze der reinste Wahnsinn… Und das sagt jemand der Hitze eigentlich mag und gut abkann…

Nach der Wanderung ging es zuerst zurück ins Hotel wo wir uns wieder frisch machen konnten für das Mittagsprogramm. 

Mehr zu der Route Estanys de Tristaina findet ihr auf der Website von Visit Andorra hier.

Haus d’Areny-Plandolid in Ordino

Ordino ist ein kleines Städtchen mit nur 5000 Einwohnern. Nichtsdestotrotz gibt es mehrere Museen und eine kleine Kirche. Zu dem entzückenden Miniaturmuseum erzähle ich im nächsten Blogpost mehr. Wir haben das Haus d’Areny-Plandolid besucht mit einer Führung von unserem Reiseleiter.

Das denkmalgeschützte Haus wurde 1633 gebaut von der Familie Areny-Plandolid, einer der einflussreichen Familien in Andorra. Nicht nur das Haus war für damalige Begriffe luxuriös, sondern auch der Garten war außergewöhnlich. Er war der erste Garten in Andorra der nur für dekorative Zwecke angelegt wurde.

Seit 1972 ist das Haus ein Museum und es wird auf drei Etagen gezeigt was diese Familie über Jahrhunderte angesammelt hat an Möbeln, Sportobjekten, Kunst usw. So schick das damals gewesen sein mag, ich beneide den Hausherren nicht unbedingt. Für damalige Verhältnisse bestimmt toll, aber insgesamt doch nicht so bequem zum wohnen. Beeindruckend fand ich aber die drei Weinfässer die es im Haus gab… Wenn ich richtig gerechnet habe würde ein so ein Fass die ganze Ernte von Casa Auvinyá (siehe: Urlaub im Wanderparadies der Pyrenäen) von einem Jahr fassen können…

Man braucht ungefähr eine Stunde um sich das ganze Haus anzugucken, es gibt auch einen Audioguide. Eintritt kostet 5 euro (2021). Casa d’Areny-Plandolit.

El Raco D’en Silvino

Abends haben wir direkt neben unserem Hotel bei El Raco D’en Silvino was gegessen. Die Terrasse kann man zwar nicht gerade ruhig nennen, sie liegt direkt an der Hauptstraße, aber eine klare Empfehlung ist es trotzdem. Wir waren mehrmals da, und das Essen war gut, günstig, und das Personal war sehr freundlich. Das einzige was ich da gegessen habe was ich nicht empfehlen kann war ‘Francesinha’. Das ist Brot mit irgendwelchem Fleisch drauf, überbacken mit Käse, in eine Art Bratensoße, mit Pommes. Vor allem Pommes in diese Bratensoßensuppe fand ich nicht sehr lecker. 

Sonst hat aber alles sehr gut geschmeckt. Wir haben verschiedene Tapas probiert, Salate, usw. Die Karte ist einfach aber gut.  

Die Smugglerroute

Geländewagen in den Bergen von Andorra

Am nächsten Morgen konnten wir in alle Ruhe frühstücken weil wir erst um 10.00 Uhr losfahren würden. Diesmal waren wir nicht mit dem Reisebus unterwegs, sondern wurden abgeholt von ‚4×4 Andorra‚ mit verschiedenen Geländewagen für eine Tour auf der Schmugglerroute nach Spanien.

Da Andorra ein Steuerparadies ist, lohnte es sich natürlich für Schmuggler zum Beispiel um Zigaretten über die Grenze zu bringen. Mittlerweile lohnt es sich nicht mehr ganz so da viel häufiger als früher kontrolliert wird und es hohe Geldstrafen gibt. Die alten Schmuggelrouten sind aus anderen Gründen aber immer noch interessant. 

Die Route die wir gefahren sind ist bekannt als Pistenroute, und führt von Andorra über der Coll de la Botella nach Tor, ein kleines Dörfchen in Spanien. Die Route ist unglaublich schön und spannend, aber ich war froh das ich nicht selber fahren mußte. Der Weg ist eigentlich auch nur geeignet für Geländewagen oder ähnliche Fahrzeuge. Es geht teilweise sehr steil runter und je nach Wetterlage kann es auch rutschig werden. Da wir aber einen sehr sicheren Fahrer hatten war das kribbeln im Bauch nur ein wohliger Grusel statt richtiger Angst. 

Die Natur ist sehr schön und man begegnet zwar ab und zu einem Auto von der anderen Seite, aber sonst sieht man nichts als nur Bäume, Wiesen, und Bächlein… Ab und zu konnten wir kurz aussteigen um die Aussicht zu geniessen und ein paar Schritte zu gehen.

Mittagessen bei Casa Sisqueta in Tor

Unser Ziel war das Dörfchen Tor. Dörfchen ist vielleicht noch zuviel gesagt….es gab 2005 nur 25 Einwohner…. Nichtsdestotrotz gibt es eine (verfallene) Kirche und ein Restaurant: Casa Sisqueta. Das hat nur im Sommer auf, da sie im Winter zu sehr von der Welt abgeschieden sind. Wir haben da mit der ganzen Gruppe zu Mittag gegessen.

Es ist sehr rustikal von der Einrichtung her, aber es gab einen gemütlichen Kamin und köstliches Essen. Leckere Tortilla, Wurst- und Käsesorten, Wein, Kaffee, und sogar noch ein Ratassia zum Abschluss. Ratassia ist ein typischer Likör aus Andorra gemacht aus Walnüssen und Bergkräutern. Uns hat es gut geschmeckt, also haben wir später auch ein Fläschen mit nach Hause genommen… 

Über den anderen Weg ging es dann wieder zurück nach La Massana. Auch auf dem Rückweg war die mächtige Bergwelt beeindruckend und wunderschön. Die Schmugglerroute mit dem Geländewagen sollte man unbedingt machen wenn man in Andorra ist. Man kann so eine Landschaft erleben die man sonst nur zu Fuß erreichen könnte. Auch das Essen in Casa Sisqueta sollte man nicht verpassen: Authentisch, lecker, und günstig. 

Konzert mit Juan de la Rubia in Ordino

Am Abend war es Zeit für Kultur. Im Haus D’Areny-Plandolit gab es ein Orgelkonzert. Ich bin kein großer Freund von Orgelmusik im Allgemeinen, aber wenn man ein Konzert besuchen kann im Land wo man gerade in Urlaub ist bin ich immer dafür

Wir wurden wieder im Bus hingefahren und waren so zeitig da das wir noch Zeit hatten einen Kaffee zu trinken in der Nähe vom Konzertort. Das Konzert gehörte zum Alte Musik Festival der Pyrenäen, mit Musik von Antonio de Cabezon. Der Organist war Juan de la Rubia, einen Namen den ich nicht mal kannte… Er ist aber Organist der Sagrada Familia in Barcelona, schon ein prominenter Ort…

Ordino am Abend, Kirchturm

Die Magie vom Claviorganum

Für das Konzert hatte er ein Claviorganum mitgebracht, eine Kopie vom Instrument im Museum in Barcelona. Ich hatte noch nie ein Claviorganum gehört. Es ist ein Tasteninstrument das gleichzeitig Pfeifenorgel und Cembalo ist.  Ein sehr interessanter Klang. Wer mehr wissen möchte kann sich ein Video bei Youtube angucken wo Juan de la Rubia das Originalinstrument in Barcelona bespielt. Glücklicherweise hat das Instrument das er beim Konzert bespielt hat einen Motor damit nicht noch jemand den Blasebalg bedienen muß…  Bei dem Instrument konnte man den Cembalo Teil quasi herausnehmen und auf dem Schoss spielen, das gab nochmal einen ganz anderen Klang. 

Der Organist hat eine Menge erzählt über das Instrument und den Komponisten. Leider auf katalanisch, aber erstaunlicherweise habe ich doch einiges verstanden (es hilft wenn man ein bisschen französisch, italienisch, oder spanisch versteht). Ich habe mich keinen Moment gelangweilt, die Musik an sich hat mir gut gefallen und er hat großartig gespielt. Nach dem Konzert konnte man noch Fragen stellen (auch auf englisch), was natürlich super war für alle die kein katalanisch können und nicht alles verstanden haben. Ich hatte nicht damit gerechnet in so einer kleinen Stadt in Andorra ein Konzert mit dieser Qualität zu erleben… 

Wenn man die Möglichkeit hat sollte man sich ein Konzert anhören während der Festivalzeit. Die Konzerte gibt es an mehreren Orten in Andorra, Spanien und Frankreich. Information zum aktuellen Programm gibt es auf Femap.

Shoppingtag in Andorra la Vella

Am nächsten Morgen als wir aus dem Fenster guckten und sahen das es nicht nur ein bisschen regnete, sondern wirklich schüttete….haben wir uns spontan entschieden nicht mit der geplanten Wanderung mit zu kommen. Kalt war es nämlich auch noch.

Ich bin generell mit Regen nicht unfassbar belastbar, und in den Bergen noch weniger weil ich da Angst habe dass es sehr rutschig ist. Unsere Wandertage auf dem Rennsteig wo das Wetter ein Großteil der Zeit wirklich sehr bescheiden war habe ich noch klar in Erinnerung. Ebenso die regelmäßige Ausschilderung tolle Aussichtspunkte….wir haben nur Wolken gesehen… Eine Aussicht hieß da schon ‘ich-kann-mehr-als-5-Bäume-hintereinander-erkennen’. 

Die Vorhersage war das es den ganzen Tag so weiter regnen würde, und das stimmte auch…  Also haben wir uns erstmal noch ein bisschen weiter in unsere Decke gekuschelt, haben dann in Ruhe gefrühstückt. Danach noch ein bisschen auf dem Hotelzimmer gelesen, danach waren wir dann bereit ein bisschen rauszugehen. 

Der Bus kam schnell, was bei dem Regen sehr angenehm war..und los ging es nach Andorra la Vella. Da wir auch da nicht gerne draußen sein wollten war eine Shoppingtour angesagt. Leute kommen aus Frankreich und Spanien nach Andorra nur um shoppen zu gehen… Das hat bestimmt was mit den günstigen Preisen zu tun die Andorra als Steuerparadies hat. In Andorra la Vella gibt es viele Möglichkeiten zum Einkaufen, von kleinere Läden zu Luxusmarken im Shopping Mall.

Kaufhaus ‘Pyrénées Andorra’

Wir waren in mehreren schönen Läden, aber die meiste Zeit haben wir im Kaufhaus ‘Pyrénées Andorra’ verbracht. Es ist sehr groß,  und alle großen normalen- und Luxusmarken sind vertreten in der Modeabteilung. Was mir am besten gefallen hat war aber die Lebensmittelabteilung, sehr viel Auswahl und eine großartige Qualität an Käse, Fleisch und anderen Produkte. 

Im dritten Stock ist ein Restaurant wo man schnell und günstig was essen kann. Wir hatten zum Beispiel ein Club Sandwich, aber es gibt auch Nudeln oder Burger. Direkt neben dem Restaurant ist ein schickes Buffetrestaurant: El Grill. Wir hatten Hunger, deswegen war uns die Schlange zu lang, aber sonst hätten wir das ausprobiert. Zwischen 12.30 und 16.00 Uhr kann man für 19.50 Euro essen (Softdrinks, Wein, Bier, und Cava inkl.). Das Buffet sah großartig aus… Wenn es so gut schmeckt wie es aussieht wäre es die 19.50 Euro absolut wert gewesen… 

Zurück im Hotel haben wir einige Leute getroffen die bei der Wanderung dabei waren. Obwohl sie geschwärmt haben vom Naturpark Sorteny und der Wanderung war ich froh das wir den Tag anders verbracht haben. Vielleicht kommen wir irgendwann mal dahin…

Am nächsten Tag stand schon die nächste Wanderung an: Estanys de Pessons


Andorra Reise

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4 Comments

  1. Das Dörfchen Tor, sieht den Dörfchen im Tessin ziemlich ähnlich. Schön scheint es dort zu sein. Weisst du, ob es Ferienwohnungen dort gibt?

    • Ja das ist es auf jeden Fall..aber weit weg von allem… Ich glaube nicht das man da übernachten kann (das Dorf selber hat nur 25 Einwohner…). Wenn man was unternehmen möchte ist es da schwierig glaube ich, es ist schon eine ganze Ecke entfernt von allem…

  2. Ich finde die Pyrenäen – vielleicht nach den Alpen – eines der tollsten Gebirge zum Wandern. Dadurch, dass es irgendwie ein Randgebiet ist (zumindest aus der Sicht von Spanien und Frankreich), scheint mir die Gegend sehr viel rauer und wilder als andere Gebirge in Europa. Der Teil in Andorra kenne ich leider noch nicht, aber sieht sehr überzeugend aus. Vielen Dank für den Bericht und die Bilder.

    • Ja absolut…Ich habe wenig Bergwandererfahrung, war aber öfter in den Alpen an sich unterwegs. Die Pyrenäen sind tatsächlich rauer, ein völlig anderes Gefühl als bei den Alpen…mir persönlich gefällt es noch besser sogar. Und Andorra hat einige schöne Ecken und Naturparks, das lohnt sich auf jeden Fall wenn man gerne wandert…

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